• Alexandra T-A postete ein Update vor 6 Jahren, 1 Monat

    Die erste öffentliche Lesung von „Lernen ist wie Atmen“ in Herzogenburg, wunderbar organisiert von Harald Krisa, ist gut verlaufen und war sehr lehrreich für mich. Eine BSI, die an der Podiumsdiskussion teilnahm, zeigte sich durchaus aufgeschlossen, doch wir haben wieder gemerkt, wie schwer es ist, Außenstehenden die HALTUNG des Freilernens zu vermitteln. Eine einzige wenig wohlwollende Frau aus dem Publikum unterstellte mit ihren „Fragen“ immer wieder, die Freilerner seien aufgrund eigener negativer Erfahrungen erbitterte Gegner von Schulen und Lehrern…

    Um beim nächsten Mal nicht immer wieder bei Null anfangen zu müssen, habe ich gerade einen Text geschrieben, der klären soll, worum es uns geht und worum nicht:
    Die Diskussion nach der ersten öffentlichen Lesung von „Lernen ist wie Atmen“ hat uns gezeigt, dass es noch Missverständnisse gibt. Darum möchten wir mit diesem Beiblatt schon vorab klären, worum es uns geht und worum nicht. Dazu ist es nötig, genauer zu unterscheiden zwischen Kritik an einzelnen Schulen oder Lehrern (Stufe 1), Kritik am derzeitigen Schulsystem (Stufe 2) und allgemeiner Systemkritik (Stufe 3).

    Stufe 1: Probleme erkennen

    Z.B. das Schulgebäude ist zu eng, der Turnsaal zu klein. Lehrerin X hat die Kinder nicht im Griff, in der Klasse geht es drunter und drüber. Lehrer Y ist so streng, dass viele Kinder nur mit Bauchweh zur Schule gehen usw.

    Stufe 1 kennt jeder, der selbst einmal in der Schule war.

    Stufe 2: Reformen fordern
    Alte Schulen gehören umgebaut. Die Kinder brauchen mehr Bewegungsraum und mehr Turnstunden. Die Schülerzahlen sollten beschränkt und Begleitlehrer eingestellt werden. Lernschwache Kinder haben ein Anrecht auf individuelle Förderung. Jede Schule braucht eine Schulpsychologin. Die Lehrerbildung gehört reformiert usw.

    Stufe 2 kennt jeder, der Zeitung liest und/oder Kinder im schulpflichtigen Alter hat. Dazu gibt es inzwischen unzählige Publikationen, Diskussionen und Initiativen.

    Stufe 3: Das System als solches in Frage stellen
    Gibt es Lehrer und Schüler, die nicht nur an einzelnen Missständen, sondern am System Schule selbst leiden?
    Wer darf bestimmen, was / wann / wie gelernt wird – der Mensch selbst oder das jeweilige Bildungsministerium?
    Ist es wahr, dass zum Lernen eigens dafür ausgebildete Lehrer erforderlich sind, oder kann es wirklich so selbstverständlich sein wie Atmen?
    Ist es wahr, dass Kinder ohne Schulbildung ungebildet bleiben und im Berufsleben versagen?
    Ist es wahr, dass Kinder soziales Verhalten am besten unter Gleichaltrigen erlernen?
    Kann ein Mensch sich Antworten auf Fragen merken, die ihn gar nicht interessieren?
    Werden Kinder das, was sie heute lernen müssen, morgen wirklich brauchen?
    Ist es zu rechtfertigen, dass Kinder morgens aus dem Schlaf gerissen werden und dann den Großteil des Tages unter Anleitung zu arbeiten haben, anstatt frei spielen zu dürfen?
    In welchem Verhältnis stehen Aufwand und Ergebnis, also die Kosten des Schulsytems und der tatsächliche Bildungsstand der Bevölkerung?
    Wie nachhaltig ist Schulwissen? Was wissen Maturanten 3 Monate / 3 Jahre nach der Matura noch? usw.
    GIBT ES EINE ALTERNATIVE ZUM SCHULISCHEN LERNEN?

    Stufe 3 erreichen Menschen begreiflicher Weise erst dann, wenn sie erfahren oder noch besser selbst erlebt haben, dass eine Alternative zum Schulsystem tatsächlich möglich ist.
    Aufgrund dieser Erfahrung bilden sie sich ein GANZ ANDERES MENSCHENBILD. Über dieses spannende, vielschichtige und noch kaum bekannte Thema möchten wir im Anschluss an die Lesung mit unseren Gästen gerne sprechen!